Montag, 24. August 2009

Zwielicht

Im kurzzeitigen Zwielicht des Abendrots, wenn die Welt am schönsten ist, stand sie und blickte ins Flusstal hinab, wo sich das Wasser golden durch die Felder drängte. Der Sommer war bereits gegangen und erwartete am Gleis den Zug ihn abzuholen und der Herbst war noch nicht gekommen ihn abzulösen und so wussten diese Tage nicht welche Kleider sie tragen sollten. Sie trug ihren Mantel und ließ den Wind an ihrem Kragen zerren, während ihre nackten Füße ins frische Gras abgetaucht waren. Die Wärme wich mit jedem Augenblick, doch wie konnte etwas weichen, was nicht dortgewesen war? Schon längst war es kalt um sie geworden. Matt spiegelten ihre Augen den purpurnen Schein der Sonne. Ihre Züge waren so leuchtend, wie die eines Gesichts, das nichts vermitteln will. Längst war es dunkel um sie beschert. Der Hauch der Luft tanzte in ihrem Haar, doch stolperte über dessen träge Beine. Lange waren sie müde gewesen. Sie wog ihr Inneres nach außen in Stille. Sie wog ihr Äußeres nach innen in Stille. Nie mehr wollte sie Stille sein. Und ihre Lippen lösten sich und ihr Inneres erblickte die Sonne und ein Schrei flutete das Tal. Er hallte über die Felder hinweg und er hallte im Wald und er hallte übers Wasser und wurde weit, weiter. Und die Sonne schloss ihre Augen und die Nacht überflog das Land und bettete es in Kälte und Dunkelheit und Stille.

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